Claudia Staudt über die Ausstellung 'Malta als Metapher' von Myriam Thyes im Kunstverein Bochumer Kulturrat, Bochum-Gerthe, Nov. 2010 - Jan. 2011
Man muss zweimal hinschauen bei den Fotografien von Myriam Thyes: Montage oder nicht? Absurd erscheinen die Werke so oder so. Bis 16. Januar stellt die Schweizer Künstlerin im Bochumer Kulturrat aus. Der 26 Fotografien umfassende Zyklus trägt den Titel "Magnify Malta". Malta ist heute nicht nur Ziel vieler Touristen, sondern auch Ankunftsland vieler afrikanischer Flüchtlingsboote. Dieser Gegensatz zieht sich durch Maltas Geschichte. Wo heute teure Yachten vor Anker liegen, wurde früher auf Kriegsschiffen erbittert gekämpft. Früher wehrte sich die "Festung Europa" gegen den Islam, heute kämpft sie gegen die Flüchtlinge. Der Heilige Paulus wird von den katholischen Maltesern verehrt - der Sage nach soll er als Schiffbrüchiger auf Malta gestrandet sein und die Malteser bekehrt haben. Die schiffbrüchigen Afrikaner jedoch werden in Lagern zusammengepfercht.
"Ich zeichne die historische und symbolische Dimension von Malta nach", sagt Myriam Thyes. ,,Malta entsteht so als Metapher für Europa." Alle Arbeiten kreisen um kulturelle und gesellschaftliche Symbole. Drei der 26 Aufnahmen sind in Leuchtkästen installiert - das hebt die kräftigen Farben der Aufnahmen hervor. Eine Videoinstallation zeigt modernen "Festungsbau" von Hotelburgen. Die Fotografien und Fotomontagen von Thyes fordern den Betrachter zum Nachdenken auf. Da steht eine Madonnenstatue inmitten einer menschenleeren Baustelle. Obwohl sie da eigentlich so gar nicht rein passt, erscheint sie in der Ruhe und Abgeschiedenheit doch irgendwie adäquat. Die Aufnahme von einem Flüchtlingslager offenbart den Blick in einen Schlafraum. Auf einem Bett sitzt ein Skelett - eigentlich aufgenommen in einem Johanniter-Museum. Aber auch hier scheint es nicht fehl am Platz. Absurd.
Pressemitteilung (PDF)
Video-Installation MALTA AS METAPHOR in der Ausstellung
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