Von Kreuzrittern und Kreuzfahrern

Westdeutsche Allgemeine Zeitung WAZ, Duisburg, 20. Januar 2012. Anne Horstmeier über die Einzelausstellung 'Glasgow Styles / Magnify Malta' von Myriam Thyes im Kunstverein Duisburg.

(...) Die Bilder von Myriam Thyes sind manipuliert, besser gesagt komponiert wie Gemälde, und entwerfen dabei atmosphärisch dichte Bilder der Gesellschaft, in der sie entstehen. Und wenn sie nicht am Computer bearbeitet worden sind, glaubt man seinen Augen nicht zu trauen. Die Arbeiterstadt Glasgow, Kulturhauptstadt 1990, im Strukturwandel. Myriam Thyes hat Glasgower und Glasgow getrennt abgelichtet und so zusammengebracht, dass sich Menschen und Stadtlandschaft gegenseitig erklären. In der Serie „Social Insecurity“ hat sie junge Frauen mit kleinen Kindern beim Einkaufsbummel fotografiert und dann vor abweisende Hochhausfassaden "montiert" – dorthin, wo sie leben könnten. Da schließt sich ein Kreis. Zwei Welten Malta ist keine der lieblichen Mittelmeerinseln. Felsig, seit Jahrhunderten vom Johanniter-Orden und vom Katholizismus beherrscht, Rückzugsort für die Kreuzritter, dicht und festungsartig bebaut. Zweierlei Besucher gibt es: Touristen und Bootsflüchtlinge aus Afrika. Zwei Welten, die Myriam Thyes kritisch beleuchtet: Sie zeigt Zelte und einen Flugzeug-Hangar, in dem die Flüchtlinge untergebracht werden. Und Hotels, mit denen die Insel zugepflastert ist. Das Bild eines riesigen Kreuzfahrtschiffs, das praktisch an einer alten Straße liegt, gibt dem Wort 'Kreuzfahrer' eine ganz neue Bedeutung.

Kunstbuch 'Myriam Thyes - Glasgow Styles / Magnify Malta'

Foto-Serie Glasgow Styles    |    Foto-Serie MAGNIFY MALTA

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