20 Sekunden Kunst. Visuell, in bewegten Bildern. Nicht akustisch. Beim Warten auf die U-Bahn. Im Vorübergehen. Zwischen dem Wetter von morgen und dem neuen Rover. Das sind die Rahmenbedingungen für das Projekt "Artscreen 2000". Auf Initiative der Düsseldorfer Künstlerinnen Andrea Natterer und Myriam Thyes zeigen ab heute 17 Künstler Kurzfilme auf den sogenannten "lnfoscreens" in U-Bahnhöfen. Die Idee, der Wunsch, sei schon lange und bei mehreren Künstlern da gewesen, sagt Natterer: "Wir haben Entwürfe gemacht und sind an die Firma "lnfoscreen" in München herangetreten." Mit Erfolg. Während in Berlin und München Künstler bereits zwischen Werbeblöcken Kunst zeigen konnten, ist dieses Projekt eine Premiere für NRW. "Die Zeit haben wir selbst gewählt. Der Film muss ja so kurz sein, dass die Passanten ihn beim Warten auf die Bahn ganz sehen können", fügt sie hinzu. Was die Münchener Firma davon hat, dass sie Künstlern die ansonsten teure Werbezeit zur Verfügung stellt? "Mehr Aufmerksamkeit", sind sich die beiden einig. Kunst als Blickfang. Zum Beispiel als Videofilm oder als Trickfilm aus dem PC wie "Die Füchsin" von Thyes und Anke Landschreiber. Die Themenwahl war frei, wenngleich nicht ohne Auflagen. "Extreme Gewalt oder Pornografie durften auf Wunsch von Infoscrecn nicht in den Filmen enthalten sein", so Natterer. Immerhin handele es sich um einen öffentlichen Raum. "Im Museum oder in der Galerie können die Leute entscheiden, ob sie sich das ansehen wollen, beim Warten im U-Bahnhof nicht", fügt sie hinzu. Drei der eingereichten Filme werden nicht gezeigt. Skandal, Zensur? Solche Worte benutzen zumindest einige der betroffenen Künstler.
"Wir sind erst einmal froh, dass wir diesen öffentlichen Raum für Kunst erschlossen haben. Das Unternehmen hat außerdem Verträge mit der Stadt, die bestimmte Bilder ausschließen", so Natterer. Für beide Seiten sei die Zusammenarbeit neu. "Ich habe wie viele zum Teil vorhandenes Material genutzt und den Film erarbeitet. Ich musste mich in meiner Bildsprache nicht beschränken", erklärt Jan Verbeek, einer der Künstler. Einzig seinen eigenen Streifen durfte er in der U-Bahn nicht abfilmen. "Drehgenehmigung erforderlich", belehrte ihn der Sicherheitsdienst. Sein Film "Satz" hilft vielleicht manchem Passanten recht absurd bei der Sinnfrage: "Die Zeit, die Sie hier warten, wird Ihnen am Ende Ihres Lebens nicht fehlen."
"Ich finde die Filme total gut. Normalerweise achte ich nicht auf die Werbung, die finde ich eher nervig'', sagt Dagmar Kenk. Sie habe selbst mit Kunst zu tun, freut sich, dass Videokünstler Gelegenheit haben, ihre Arbeiten zu zeigen. "Diese lnfoscreens sind informativ", findet eine andere Frau. Nachrichten, Wetter und so. ,,Kunst - warum nicht? Ist doch toll." Ein junges Mädchen blickt auf die Wand und sieht nicht. "Filme von Künstlern, mmh, ist mir gar nicht aufgefallen. Ich war in Gedanken." Ein älterer Herr wundert sich, was die Filme wohl bedeuten. ,,Aber ich nehme eine Bahn später und schau', was noch so kommt." Zum gestrigen Auftakt wurden immerhin alle Filme in kurzen Abständen gezeigt. Ab heute läuft bis 2. März täglich einer der zehn Filme auf 25 Bildflächen tn NRW. ln Düsseldorf gibt es lnfoscreen an den U-Bahnhöfen Heinrich-Heine-Allee und Hauptbahnhof.