Klangspaziergang durch das Siegburger Pumpwerk

Bonner General-Anzeiger, 3. August 2009. Von Ingo Eisner

Die Performance-Künstler Barry L. Roshto und Ursel Quint begeben sich in der Ausstellung 'Beschleunigte Flaggen und Gebremste Helden' auf elektromagnetische Spurensuche

Siegburg. Sie tragen hauchdünne, weiße Overalls und sehen aus wie zwei Beamte von der Spurensicherung. Und auf Spurensuche waren die beiden Performance-Künstler Barry L. Roshto und Ursel Quint am Freitagabend im Pumpwerk tatsächlich. Anlässlich der Finissage der Ausstellung "Beschleunigte Flaggen und Gebremste Helden" deckten Roshto und Quint während ihres multimedialen Klangspaziergangs die Spuren der Installationen der Künstlerin Myriam Thyes eindrucksvoll auf.

Bereits seit Mai sind die Arbeiten der gebürtigen Schweizerin Myriam Thyes im Pumpwerk zu sehen. Für ihre Ausstellung "Beschleunigte Flaggen und Gebremste Helden" setzt sich Thyes mit Symbolen und Mythen auseinander, um sie auf formalen und inhaltlichen Ebenen aufzulösen und zu transformieren.

Im ersten Raum erwartet den Besucher eine Serie digital bearbeiteter Bilder, die eine Mischung aus jeweils zwei Staatsflaggen und anderen Symbolen zeigen. Die in Düsseldorf lebende Künstlerin will mit den einzelnen Bildern auf die Beziehung zwischen zwei Ländern hinweisen.
Im ersten Untergeschoss folgen die von einem Computer abgespielten und auf die Wand projizierten Animationen des Projektes "Flag Metamorphoses", das Thyes bereits 2005 begann.
Im zweiten Untergeschoss fallen dem Besucher sofort sechs Leuchtkästen ins Auge. Thyes platziert mittels digitaler Bildbearbeitung darin die Hollywood-Helden "Neo" und "Trinity" aus dem Film "Matrix" telefonierend in die von ihr gemalte, paradiesische Landschaft von Patagonien, das sie vor Jahren einmal besuchte.
Im Treppenhaus hängen großformatige Fotomontagen, auf denen sich Thyes dem Film "Terminator 2 - Judgement Day" widmet. Die Künstlerin zeigt auf, dass selbst dieser Hollywood-Action-Kracher mit Mitteln aus der christlichen Mythologie arbeitet. Der Rächer "Terminator", der zum Retter der Menschheit bestimmte Junge, seine visionäre und kämpferische Mutter, der reuige Sünder, der zum Märtyrer wird und der Teufel - laut der Künstlerin ist all das in dem Film vorhanden.

Am Freitagabend sorgten Barry L. Roshto und Ursel Quint als Duo "Snowcrash" dafür, dass die Ausstellung noch einmal ganz in den Focus des Betrachters gerückt wurde. Mit Hilfe "elektromagnetischer Schnüffler", die eher an Wünschelruten erinnerten, luden sie zu einem Klangspaziergang durch die Ausstellung ein.

Mittels Mikrofonen machten sie die elektromagnetischen Felder, die sie aufspürten, hörbar. Während Quint per Computer-Animation Bilder an die Wand warf, trommelte der Amerikaner Roshto aufs Treppengeländer, setzte sich mit einer Lampe und einer Art Xylofon auseinander oder stellte sich auf einen Stuhl, um von oben herab auf Englisch über die Bedeutung von Flaggen zu referieren. Von diesem multimedialen Show-down und der Performance-Kunst als Finissage waren die Besucher jedenfalls sehr angetan.

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